RHEditorial September 2022

Macht eure Arbeit!

Es war einmal im Überfluss da, das Existentielle, das für viele bald kaum mehr bezahlbar ist: Wasser aus der Wand, Milch aus dem Supermarkt, Strom aus der Steckdose und Wärme aus der Heizung.

Als Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin im Jahr 2008 empfahl, sich zur Einsparung hoher Heizkosten einen warmen Pullover anzuziehen, ergossen sich Häme und Spott über ihn; heute, im Spätsommer 2022 erscheint seine Empfehlung geradezu visionär.Denn was bekommen wir zur Zeit nicht für gute Ratschläge von unseren politischen Führungskräften, wie wir am besten Energie sparen sollen:Zum Beispiel könne der gute, alte Waschlappen manch heiße Dusche ersetzen, hieß es kürzlich aus Baden-Württemberg, vorbildlich habe der Ministerpräsident dort auf dem Dach seines Privathauses schon vor Jahren eine riesige Solaranlage installiert und sich gerade noch eine Pelletheizung dazu gekauft. Angesichts deutlich geringer bemittelter Mitbürger klingt das nicht übermäßig feinfühlig; viele Jahre in Dienstvillen undS-Klassen führen bei Politkern offenbar zu einem gewissen Realitätsverlust.

Interessanter ist noch, wie mit solchen Aufrufen die Verantwortung geschickt verlagert wird, weg von den Verursachern der Energiekrise in der Politik, hin zu den leidtragenden Bürgern und hinein in deren vier Wände, aus denen sich der Staat in einem freien Land doch heraushalten sollte. Im Gleichklang mit der großen Zahl  gebührenfinanzierter Belehrungsbeauftragter erscheint es heute fast so, dass umso weniger die Politik ihren Bürgern noch zutraut, desto mehr sie ihnen noch zumuten wird.Die Solidaritätsappelle zum Energiesparen erinnern jedenfalls mehr und mehr an die Aufrufe in den Nachrichten des DDR-Rundfunks zu den Planerfüllungszielen der arbeitenden Klasse.

Das funktioniert natürlich nur mit der Leidensfähigkeit jedes einzelnen von uns und ganz viel deutscher Staatsliebe. Das deutsche Schicksal sei es, vor einem Schalter zu stehen, sagte Kurt Tucholsky in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, und beschrieb gleichzeitig das deutsche Ideal: Hinter dem Schalter zu sitzen.Neu an diesem Ideal sind allerdings die Claqueure, überwiegend staatsfinanzierte Kultur und Medien, die denen hinter dem Schalter applaudieren.

Vielleicht nehmen wir das so hin, weil wir in Deutschland keine freiheitlichen Traditionen haben. Oder weil sie so schwach sind, dass sie bei jeder Herausforderung zusammenbrechen.

Was aber tun? Denn nur Jammern hilft bekanntlich wenig.Schärfen wir zu Anfang unser Bewusstsein: Unsere Regierung ist bei weitem nicht so kompetent wie wir erhofft haben. Und sie ist es auch nicht dadurch, dass ihre Mitglieder die Insignien der Macht tragen und in Limousinen und Flugzeugen sitzen, die wir ihnen bezahlen.

Lassen wir uns das Denken von niemandem mehr abnehmen.Sprechen wir so, wie WIR es für richtig halten und nicht so, wie es von uns verlangt wird.  Fehlt es uns an freiheitlicher Tradition, dann schaffen wir sie, jetzt, einer muss ja damit anfangen. Machen wir den Politikern klar, dass sie für uns arbeiten und nicht umgekehrt. Verlangen wir von Ihnen, dass angesichts der von ihnen zu verantwortenden Energiekrise alle heiligen Kühe und verteufelte Technologien auf den Prüfstand ideologiebefreiter Vernunft gehören, die flächenintensiven Windkraft- und Solaranlagen genauso wie das Fracking und die Kernreaktoren der 3. Generation.

Bis dahin dürfen wir selbst die Grenzen unserer eigenen Leistungsfähigkeit austesten, wir könnten überrascht sein, was wir noch alles „drauf haben“.

In diesem Sinne grüßt Sie herzlich Ihr

Ernst-M. Ehrenkönig

CEO/ Managing Partner

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